11.10.2009

Paint it, black!

Wir befinden uns im Jahr 1971. Ich bin 25, meine Haar ist zerzaust und lang. Ich trage enge schwarze, verramschte Hosen und schwarze zerrissene T-shirts. Die Kippe hängt mir den ganzen Tag lässig im Mundwinkel, die Ringe unter meinen Augen werden immer tiefer. In meinem Kopf ist nur Musik und Nichts.


Ich bin männlich und Rockstar. Ich bin "The Rolling Stones". Naja zumindest stehe ich Nacht für Nacht vor 100.000 Menschen und fabiziere Sex pur auf der Bühne. Verschwitzt und in einem Rausch, der sich aus Alkohl, Drogen und Adrenalin zusammensetzt, stolper ich nach 2 Stunden entkräft, glücklich und mit dem Gefühl von Einsamkeit in den Backstagebereich und lasse mich auf ein versifftes Sofa fallen. Ich zünde mir eine Zigarette an, inhaliere tief, schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. 30 Sekunden Stille, dann platzen die Anderen in den Raum. Im Schlepptau ein Duzend williger Mädchen. Sie und ihre festen Brüste, kleinen Hintern und hübschen Münder langweilen mich. Es sind Hüllen. Es bringt nichts ihnen verstehen zu machen, was das Ganze hier für mich ist. Egal, ich mach mit.

Fünf wache und sechs schlafende Stunden später. Ich öffne in irgendeinem Hotelzimmer meine Augen. Sehen alle gleich aus. Ich fühl mich scheiße. Wie immer. Ich nehm mir ne Kippe und verschwinde im Bad. Auf dem Klo sitzend überlege ich mir, ob man als Rockstar nicht mal son Hotelzimmer auseinander nehmen sollte. Klischees erfüllen. Egal. 

Ich bin wütend und handlungsunfähig. Mit meiner Gitarre sitze ich im Sessel. Ich sitze und starre. Irgendwann gleiten meine Finger über die Seiten. Ich bekomm das alles nicht mit. Am Ende des Tages stehen einige Zeilen auf verschmierten Blättern. Es macht alles keinen Sinn. Und dann...

...das Herz rast. Blut pulsiert in meiner Halsschlagader. Ich geh die letzten Meter. Die ersten Töne, die Masse schreit, das Licht geht an. Ich höre meine Stimme wie durch einen dicke Schicht Wackelpudding. Dafür lebe ich.


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